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Koffer packen?! - Hamburg 2.0

Koffer packen! Von Einbeck gehts nach Hamburg, oder nicht??
Schweren Herzens habe ich im November 2020 mein vierwöchiges Volontariatsseminar an der Akademie für Publizistik in Hamburg gecancelt. Stattfinden sollte es im Januar 2021. Doch mitten in der zweiten, noch heftigeren Coronawelle, in einer Millionenstadt wie Hamburg zu sein, da habe ich zu viele Bedenken. Also verschiebe ich mein Seminar auf Juni 2021. Dann (so glaube ich, wenn ich an den Sommer 2020 zurückdenke), kann ich bedenkenloser in die schöne Hansestadt reisen, ohne schlechtes Gefühl die öffentlichen Verkehrsmittel nutzten und mit den anderen Teilnehmern von Verlagen und Tageszeitungen im Seminarraum sitzen.

Anfang März beginne ich mit einer erneuten Suche nach einer Unterkunft. Anna, die im Januar an mich vermieten wollte, hat in der Zwischenzeit leider bereits eine neue Untermieterin gefunden. Schade, ich hatte mich schon auf die Zeit bei ihr gefreut. :-(


Mit Blick auf die Inzidenzwerte

Auch diesmal gestaltet sich die Wohnungssuche schwer. Wer möchte während Corona seine Wohnung mit einer (noch nicht geimpften) Fremden teilen? Das kann ich gut nachvollziehen. Und da die Infektionszahlen, entgegen meiner Hoffnung nicht sinken sondern steigen, ist nicht mal klar, ob private Untervermietung erlaubt bleibt. Gerade scheinen ja alle Verbote möglich...

Obwohl die Inzidenzen so hoch sind wie noch nie, halte ich diesmal an meinem Entschluss fest, nach Hamburg zu gehen. Denn ich brauche das vorgeschriebene Seminar und wer weiß, wie sich Covid-19 weiterentwickelt und ob es überhaupt möglich sein wird, unbeschwert in einer Großstadt zu sein. Außerdem habe ich bereits das erste Jahr meiner Ausbildung absolviert und die Zeit läuft davon.

Mitte April erkundige ich mich, aufgrund der besorgniserregenden Werte die Hamburg verzeichnet, in der Akademie ob der Kurs überhaupt weiterhin geplant ist und vor Ort stattfinden kann. Ich bekomme ein klares JA aus der Verwaltung und bin beruhigt. Zwei Wochen später habe ich Erfolg bei der Wohnungssuche. Ich finde ein Zimmer in der WG von Birgit und Carmen. Gottseidank, eine (große) Sorge weniger. :-) Jetzt kann ich mich in aller Ruhe auf Hamburg vorbereiten. Ich beginne verstärkt die journalistischen Darstellungsformen zu üben, lese die bestellte Fachliteratur und freue mich auf meine Zeit in der Hafenstadt.

Gefühlt packe ich schon meinen Koffer, als drei Wochen vor Seminarbeginn die Nachricht kommt, dass die Akademie aufgrund der Bundesnotbremse keine Präsenzveranstaltungen durchführen darf. Na super… :-(  Der Kurs soll zunächst als Zoom-Veranstaltung starten und dann eventuell, das kann natürlich keiner der Dozenten sagen, nach der Hälfte der Zeit in den Präsenzunterricht übergehen. Alles offen, je nachdem wie sich die Coronalage in Hamburg entwickelt. Im „Worst-Case-Fall“ bedeutet das, gar keinen Aufenthalt an der Akademie.


Wie, Wo und Wann denn jetzt?

Acht Stunden täglich, vier Wochen lang zoomen? Unpersönlich vor dem Bildschirm, ohne die anderen Teilnehmer und ihr Feedback, ohne die vorgesehenen Gruppenarbeiten und die Workshops? Ich bin enttäuscht und frustriert. Gerade die Interaktion mit den anderen Teilnehmern und Dozenten finde ich sehr wichtig und schließlich habe ich gerade vor ein paar Tagen den Mietvertrag unterschrieben. Stellt sich die Frage, wo soll ich zoomen? In der Frauen-WG, die unter der Voraussetzung vermietet haben, dass ich ganztags in der Akademie bin? In Einbeck in meinem Wohnzimmer? In meinem Doppelbüro, in dem ich mich aufgrund der Coronasituation nicht zeitgleich mit meiner Kollegin befinden darf und deshalb aktuell im Schichtsystem nur in Teilzeit vor Ort bin?

Kann ich überhaupt noch bei Birgit und Carmen wohnen, wenn ich (falls überhaupt) zwei Wochen später als geplant für den „eventuell stattfindenden Präsenzunterricht“ erscheine? Eine unglückliche Situation. Das sieht auch mein Abteilungsleiter Stephan so, der mich in meinem Entschluss unterstützt, das Seminar nochmal zu verschieben. Diesmal auf Oktober. In der Hoffnung, dass die Impfungen bis dahin soweit fortgeschritten sind, dass das Seminar wie ursprünglich geplant vor Ort möglich ist, mit allem was dazu gehört. :-)

Mein Volontariat unter Coronabedingungen, die Auswirkungen der Virusinfektion auf meine Ausbildungsinhalte, sind an allen Ecken spürbar. Die PS.Depots seit November geschlossen, die Erlebnisausstellung seit März nur an den Wochenenden geöffnet, keine Veranstaltungen, die meisten Kollegen noch immer in Kurzarbeit. Eine Sammlung, die nur so halb aus dem Winterschlaf erwacht ist. Alles auf Sparflamme. Das bedeutet, keine Pressetexte die ich üben kann, immer wieder Engpässe bei Social-Media-Themen. Und ein Seminar, das mich seit fast einem Jahr im Hinterkopf beschäftigt. Bedingt durch die Verzögerung schiebt sich auch meine noch zu absolvierende externe Station in einem anderen Unternehmen immer weiter nach hinten. Meinen Einsatz dort habe ich eigentlich für Herbst geplant. Die kurze Überlegung die externe Tätigkeit in den Sommer vorzuziehen, verwerfen Stephan und ich schnell, da sich viele Redaktionen und Verlage gerade in Kurzarbeit befinden, die Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten. Wer nimmt dann eine ungeimpfte Volontärin bei sich auf…?


Alle guten Dinge sind drei

Ok, also alles auf Anfang. Ein neuer Versuch im Oktober. Zum Glück versteht auch Birgit, dass ich aufgrund der geänderten Voraussetzungen nicht nach Hamburg kommen kann und lässt mich ohne Kosten aus dem Mietvertrag. Obendrein hat sie mir sogar versprochen, dass ich im Oktober trotzdem noch bei ihr wohnen kann. Super lieb. :-) Ich freue mich drauf und hoffe, dass das Zimmer dann auch tatsächlich noch frei ist und ich nicht eine dritte, nervenaufreibende Wohnungssuche starten muss.

Sieben Tage vor dem Seminarstart dann die Kehrtwende der Akademie. Per E-Mail bekommt Stephan die Info, dass aufgrund der nun stark fallenden Inzidenzahlen und der Öffnungen von Gaststätten und Einrichtungen, der Kurs nun doch in der Akademie stattfinden soll. Die Teilnehmer können entscheiden, ob sie von Beginn an vor Ort, oder wie ursprünglich geplant per Zoom mit späterer Präsenz mitmachen möchten. Jetzt habe ich bereits meine Wohnung abgesagt, meinen Urlaub verschoben und Hamburg gedanklich abgehakt. Auf den letzten Metern alles wieder umwerfen? Nee danke! Und wer weiß, wie sich die anderen Teilnehmer letztlich entscheiden. Wenn sie aufgrund ihrer Planung bei Zoom bleiben, habe ich immer noch das gleiche Problem wie zuvor. Ich warte bis Oktober. Irgendwann komme ich schon an die Alster. Alle guten Dinge sind schließlich drei. :-)