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Geschafft! Hamburg - ENDLICH - Teil 4

In den letzten vier Wochen ging es für meine Volontariatskollegin Anke und mich in den Mittagspausen des Öfteren in die nahe gelegene Speicherstadt. Nun steht der Abschied bevor. Tschüss Hamburg...

Fast geschafft!

Schon ist er da: der Endspurt in Woche vier. Und die beginnt gleich meinungsstark. Wir schreiben einen Kommentar. Für mich der erste. Bisher habe ich, auch während meiner Praktika bei Lokalzeitungen, noch keinen Kommentar verfasst. Themen zu denen ein Autor eine Meinung haben kann, gibt es unzählige. Heute wählen wir aus fünf Themen, die unsere Dozentin mitgebracht hat, eins aus.

Zur Wahl stehen: die Corona-Impfpflicht, die Frauenquote, die Gendersprache, Böllerverbot an Silvester und Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Die Diskussionen um Corona kann ich, entschuldigt bitte, nicht mehr hören. Ich denke dazu ist auch alles schon gesagt. Das Thema Impfpflicht ist für mich also raus. Zur Frauenquote… Für die Gleichstellung von Männern und Frauen bin ich auf jeden Fall. Nichts desto trotz, möchte ich als Frau trotzdem aufgrund meiner Qualifikation die Stelle bekommen, die mir zusteht. Nicht, weil der Arbeitgeber mir eine Stelle aufgrund der Erfüllung der Statistik geben muss. Klar, dazu könnte ich was schreiben, finde ich aber auch schon sehr abgedroschen. Die Gendersprache nervt mich persönlich… Also bleibt noch das Böllerverbot an Silvester oder das Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Ich bestaune gerne schönes Feuerwerk, Böller brauche ich persönlich nicht. Tempolimit auf der Autobahn… Mein kleiner Corsa kann eh nicht so schnell… ;-)

Da ich in einem Automuseum arbeite, entscheide ich mich für das Autothema. In der nächsten halben Stunde recherchiert jeder die Pros und Contras zu seinem Thema. Danach setzten wir uns zu viert zusammen. Der Hintergrund: die anderen Gruppenmitglieder sollen prüfen, ob die Argumente stichhaltig sind und Gegenargumente finden. In meiner Gruppe sind Luca, Lucas und Simun. Wir können uns gut austauschen, denn wie es der Zufall so will, schreiben Luca und Lucas auch über das Tempolimit. Simun hat das Böllerverbot gewählt.

Nach unserem Für und Wider zu den beiden Themen, setzt sich jeder ans Schreiben. Während des Schreibprozesses möchte ich meine These gerne auf den Umweltaspekt ausweiten. Doch dafür ist leider zu wenig Platz. Der Kommentar soll kurz und knackig sein. Ich bin sowieso schon viel zu lang. Daher fällt auch mein Fazit leider unter den Tisch. Morgen erwartet uns ein Tag voller Textbesprechungen. Aufgeteilt in zwei Gruppen zu jeweils neun Leuten besprechen wir die Kommentare und die Storytellingtexte. Meine Hausaufgabe heute: die acht Geschichten der anderen lesen und Anmerkungen notieren.


„Ich bin Fan von deinem Text“

Dienstagvormittag bin ich in der Gruppe mit Luca, Daniela, Sabrina, Bjarne, Sophie A., Simun, Josh und Judith, die den Kommentar bespricht. Am Nachmittag folgen unsere Storytellingtexte. Neugierig wie ich nun mal bin, habe ich alle gelesen und nicht nur die acht aus meiner Gruppe. ;-) Sind alle sehr gut gelungen. Jetzt starten wir aber erstmal mit den Kommentaren. Wir äußern unsere Meinung, diskutieren über die Texte und schreiben einen Leserbrief zu einem der Kommentare. In den Themen die sich doppeln, sind natürlich oft die gleichen Argumente gefallen. Trotzdem interessant zu lesen, wie die anderen den Kommentar verfasst haben. Ich finde die verschiedenen Herangehensweisen zu dem gleichen Thema immer wieder spannend. Das war schon früher in der Schule so. Gleiches Aufsatzthema, zwanzig verschiedene Geschichten. Am Ende jedes Kommentares gibt es ein Feedback der Dozentin und den korrigierten Text zurück. Mein fehlendes Fazit blieb auf jeden Fall nicht unbemerkt…;-)

Vor der Besprechung am Nachmittag bin ich etwas aufgeregt, denn das Thema (der Darsteller aus dem "Hamburger Dungeon"), das mein Dozent für mich vorgesehen hatte, hat sich ja zerschlagen. Mit meiner Seminarleiterin Anne habe ich nach den Absagen und dem unverschämten Telefonat mit dem Stadtführer abgesprochen, dass ich meine ursprüngliche Idee, über meine Kollegin zu schreiben, wieder aufgreife. Für sie war das ok. Mein Dozent hat sich dazu nicht geäußert... Offenbar hat er den Themenwechsel gar nicht bemerkt. Zumindest sagt er nichts in die Richtung. Und ich stelle überdies noch fest, dass auch einige der anderen, mit deren Textideen er nicht einverstanden war, auf ihre ursprünglichen Ideen zurückgreifen mussten. Auch bei ihnen hat, aufgrund der Kurzfristigkeit, das neue Thema nicht geklappt. Habe ich mir (mal wieder) umsonst Gedanken gemacht…

Und von wegen mein Thema sei zu langweilig. Es kommt in der Gruppe super an. Bjarne fand meine Cliffhanger nach jedem Absatz gut, mit denen ich Spannung erzeuge. Und ich freue mich über das Lob von Simun. Mein Text habe ihm super gefallen, er habe keine Kritik und sei ein Fan der Geschichte. Na also… Und was sagt mein Dozent? Lediglich zwei kleine Kritikpunkte sind ihm aufgefallen. Mein Text sei wirklich toll und spannend geschrieben. Dankeschön. ;-)

Wie schon beim Schauen der Interviews ist auch beim Besprechen der Texte das Thema duzen und sitzen wieder präsent. Einige haben in den Texten ihren Protagonisten beim Vornamen genannt. Es fehle dabei die Distanz und mache den Protagonisten klein, findet unser Dozent. Auch ich hatte überlegt meine Kollegin beim Vornamen zu nennen, mich dann aber dagegen entschieden. Und ich muss zugeben, der Text liest sich seriöser, wenn der volle Name oder Nachname genannt wird, anstatt nur den Vornamen zu nennen. Ich bin schon gespannt, was meine Kollegin sagt, wenn ich ihr mein Portriat zeige. :-)


Jetzt wird es kriminell…

Bevor ich aber in meinen Arbeitsalltag zurückkehre, steht unser letztes Projekt an. Die Entwicklung eines eigenen Podcasts. Mit meiner Volontariatskollegin Cäcilia aus der Abteilung Ausstellung habe ich als Gast bereits an einem teilgenommen. Im vergangenen Jahr haben wir mit einem Volokollegen aus einem Nürnberger Museum über Medien und Technologien im PS.SPEICHER gesprochen.

In Hamburg geht es nun an die Themenfindung. Ich habe schon eine im Kopf. Den Hamburger Frauenmörder Fritz Honka. Während der letzten drei Wochen in der Hansestadt, ist mir der Name mehrfach untergekommen. Ich kannte den Kriminalfall bis dato nicht und finde es spannend mehr herauszufinden. Jetzt kommt es darauf an, ob sich noch jemand für die Idee begeistern kann, denn wir müssen mindestens drei Leute sein, damit wir den Podcast zeitlich schaffen.

Neben mir möchten sich auch Anke und Sophia dem Thema widmen. Jetzt geht es an die Recherche zu dem Fall. Als wir uns einen Überblick verschafft haben, teilen wir die Aufgaben auf. Eine sucht stimmungsvolle Musik, die nächste gestaltet ein Cover für unseren Podcast und die dritte schaut nach O-Tönen zu dem Fall. Danach schreibt jede den Teil des Skripts, den sie später einsprechen möchte. Als soweit alles steht, nehmen wir auf. Damit es stimmlich nicht zu monoton wird, lösen wir uns ab. Wir haben fünf Minuten, um den Kriminalfall Fritz Honka zu erzählen. Das ist nicht viel. Merken wir auch später beim Zusammenschneiden, aufgrund dessen leider die O-Töne entfallen müssen. Wir sind trotzdem zufrieden und hatten eine Menge Spaß bei der Produktion. Am Abend steht die Prästation der fünf Podcasts an.


„In Hamburg sagt man Tschüss“

Am letzten Tag treffen wir uns zu einer Abschiedsrunde. Der „Volontärskurs Print / Online“ ist vorbei. Wir geben Feedback, bekommen unsere Zertifikate und tauschen uns aus, was wir für die Zukunft für Erkenntnisse gewonnen haben. Intensive vier Wochen liegen hinter uns. Mitgenommen habe ich eine ganze Menge, beruflich und privat. Jetzt heißt es "Tschüss Hamburg" und zurück nach Einbeck.

Wie viel ich von dem Gelernten anwenden kann, zeigen die kommenden Monate. Und ich bin gespannt, von welchem meiner Seminarkolleg*innen (an dieser Stelle gendere ich jetzt doch ;-)) ich in den Medien lesen / hören werde. Wer weiß, vielleicht saß ich mit dem ein oder anderen künftigen Chefredakteur einer großen Zeitung, einem prämierten Investigativjournalisten oder renommierten Auslandskorrespondenten zusammen... Wir stehen immerhin noch ganz am Anfang in unserem Beruf und können alles erreichen. ;-)
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Für unsere Podcastfolge "Blut und Alsterwasser" über den Frauenmörder Fritz Honka, begibt sich meine Gruppe auf die dunkle Seite Hamburgs.



Ihr habt Lust die Podcastfolge „Blut und Alsterwasser“ von Anke, Sophia und mir anzuhören? Alles über der Kriminalfall Fritz Honka in fünf Minuten: 
Unser Podcast