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Oldtimertouren 2.0 - mit Tücken und Freuden

Mercedes-Benz 500 SL
Da wir uns über einen goldenen Oktober 2020 freuen können, unternehmen wir im Herbst weiterhin unsere Fototouren mit den Oldtimern. Nach den positiven Erfahrungen mit den ersten fünf Fahrzeugen kann ja nichts mehr schiefgehen. Dachte ich…. Daher freue ich mich auf die nächste Fahrt mit einem echten Kultauto: Dem VW Käfer. Aber diesmal läuft dann doch nicht alles wie gedacht…
 

VW Käfer

Als meine Kollegin Christina und ich Anfang Oktober den VW Käfer (Baujahr 1985) aus der Verleihgarage abholen, ahne ich noch nicht, dass die Begeisterung die der Käfer bei früheren Generationen ausgelöst hat, nicht auf mich überspringt. Dabei hatte ich mich sehr auf genau dieses Auto gefreut.

Abgesehen davon, dass unser Kollege Fabian, der das Fahrzeug für uns flottgemacht hat, uns auf den fehlenden Bremsverstärker aufmerksam macht, merke ich schon beim Hinsetzen, dass sich der Sitz nur in zwei Positionen verstellen lässt. Entweder ich klemme total eng hinter dem Lenkrad - so kann ich nicht fahren, oder ich sitze viel zu weit weg und kann die Pedalen kaum erreichen. Auch „Fabians Lösung“ ein Sitzkissen im Rücken, bringt mich nicht wirklich weiter nach vorne. Ich habe von Anfang an kein gutes Gefühl mit dem Käfer. Schade… :-(

 

Bei Christina läuft es besser, also beginnt sie mit der Fahrt. Als wir nach der Hälfte bei einem Fotopunkt im Wald sind, ohne Verkehr, übernehme ich (mit Kissen und Jacke im Rücken geht’s dann einigermaßen) doch noch das Steuer. Die Bremse ist tatsächlich sehr ungewohnt. Gefühlt trete ich sie bis zum Nummernschild durch, ohne dass ich merke, dass der Käfer bremst. Trotzdem steuere ich die letzten Fotopunkte für heute an, um wenigstens ein bisschen „Käferfahrfeeling“ zu bekommen.

Auch wenn es nicht meine „bequemste“ Fahrt ist, klappt im Endeffekt alles gut und der VW kommt ohne Blessuren zurück in die Garage. Und die Fotoergebnisse sind wirklich toll. Kein Wunder, ist das blaue Kultauto schließlich ein echter Hingucker, egal in welcher Kulisse. Und vielleicht muss es auch manchmal nicht so rund laufen, um andere Autos schätzen zu lernen. Ok, also dann, den Fiat Viotti bitte!
 

Fiat Viotti

Mitte Oktober starten wir wieder zu einer neuen „Oldtimerausfahrt“. Dachte ich zumindest. Nur ist gerade irgendwie der Wurm drin… Der Fiat - 600 Viotti (Baujahr 1956) ist, laut unserer Werkstattkollegen, nämlich ein tolles Auto. Da haben sie auch ganz sicher recht, nur leider haben wir diesmal beide Probleme bei der „Fahrt“. Wir bekommen ihn nicht gestartet und wenn, dann rollt er nur gaaaaanz langsam los. Daher trauen wir uns nicht auf die Straße. Zu groß ist unsere Sorge, dass wir an einer Ampel nicht losfahren können, bzw. uns jemand hinten drauffährt.

Kurzerhand fahre ich ihn einen Kilometer (immerhin ;-) und sogar über eine Ampel) von der PS.Werkstatt, bei der wir den Fiat abgeholt haben, bis auf den Innenhof des PS.Depot Kleinwagen, sein eigentliches Zuhause. Hier wollen wir das „Anfahren üben“ und ein Gefühl für das Fahrzeug bekommen. Läuft aber nicht so gut, daher starten wir vor Ort mit den Aufnahmen und bemerken, wie viele verschiedene Fotopunkte der Innenhof und die Hallen für unseren Viotti bieten. Wir finden letztendlich sogar so viele verschiedene Motive, dass wir den Innenhof auch nicht mehr verlassen.

Mit den Ergebnissen sind wir mehr als zufrieden, nur das Fahrgefühl des Viotti kann ich nicht beurteilen, denn ihn immer ein paar Meter zur nächsten Position rollen zu lassen, hat mit fahren mal so gar nichts zu tun. Etwas gefrustet bringen wir den Wagen (immerhin wieder einen Kilometer) zur Werkstatt zurück. Als Christina und ich unseren Mechanikern die Probleme mit dem Oldie schildern, fragen sie nach einem mysteriösen Choke, denn wir hätten ziehen müssen. Was…? Wen…? Wir haben nichts gezogen! Ob unsere „Anfahrschwierigkeiten“ tatsächlich damit zu tun hatten, dass wir das nicht getan haben, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es ja nochmal eine andere Gelegenheit, das herauszufinden. Bis dahin versuchen wir uns an der Weltkugel.
 

Ford Taunus 15M

Eine Woche später steht mir dem Ford Taunus 15M (auch als Weltkugel bekannt) und zudem ein waschechter Rallyestar, eine neue Herausforderung an. Der Wagen besitzt eine Lenkradschaltung. Die habe ich zwar während des Shootings mit der Borgward Isabella schon kennengelernt, aber damals hatte ich meinen Abteilungsleiter Stephan dabei und bin immer nur die gleiche Straße hoch und runtergefahren. Aber es war ja klar, dass wir uns mit der Lenkradschaltung früher oder später vertraut machen müssen.

Zuerst starten wir wieder zur kurzen obligatorischen „Runde um den Block“. Heute mal mit unserem Kollegen Uli, statt mit Michael. Dann die Überraschung, ich habe mit der Lenkradschaltung keinerlei Probleme. Nach den beiden vergangenen Fahrten, hatte ich heute ein nicht so euphorisches Gefühl, aber der Taunusversöhnt“ mich wieder. Der Oldtimerfahrspaß ist zurück. :-) Als wir am frühen Morgen in der Einbecker Südstadt den ersten Fotopunkt ansteuern, entsteht sogar gleich mein Lieblingsfoto. Auf einer Wiese mit Blick auf die B3, „schaut“ der Kleine den großen Lkw hinterher, während die Sonne aufgeht.

Wir sind mit dem Taunus ziemlich lange unterwegs. Das ist für den Rallyestar, der mit unserem Stifter Karl-Heinz Rehkopf und seinem Freund Helmut Larkamp bereits an der "Mille Miglia" durch Italien teilgenommen hat, ein Klacks. Durch das wechselhafte Wetter von Sonnenschein, über dicke graue Wolken, die den Himmel verhängen, Regen und Herbstlaub, dass die Straßen säumt, ist an diesem Tag alles dabei. Verschiedene Stimmungen auf den Fotos, ich finde es super. Da haben wir später für Social-Media-Posts ja eine riesige Bilderauswahl für verschiedene Jahreszeiten. Der nächste „Kandidat“ kann kommen.
 

Mercedes 500 SL

Auf die Fahrt mit dem Mercedes 500 SL (Baujahr 1991) freue ich mich. Der Youngtimer ist schon moderner ausgestattet, als mein privates Fahrzeug (Baujahr 2004). Gut gelaunt kommen wir Anfang November bei der Werkstatt an, um den Mercedes abzuholen. Unsere obligatorische Runde brauchen wir diesmal nicht. Trotzdem hören wir erstmals mahnende Worte von unseren Schrauberjungs. Wir sollen ganz vorsichtig fahren, schließlich verfügt der Benz über 326 PS und ist damit ein ganz anderes Kaliber, als die Oldtimer, die wir bislang gesteuert haben. Aha… Sonst sind wir (laut unserer Mechaniker) immer viel zu „vorsichtig“ und „ängstlich“ unterwegs gewesen und nun auf einmal haben sie „Angst“, wir könnten einem Geschwindigkeitsrausch zum Opfer fallen. ;-)

Ok, los geht’s und ja, der Benz hat ordentlich Power. Die Fahrt im schönsten Sonnenschein macht jede Menge Spaß und wir erkunden eine Ecke, in der wir noch nicht gewesen sind, weil wir nicht sicher waren, ob die vorherigen Fahrzeuge die Steigung geschafft hätten. Unsere Fotoskills haben sich mit jedem Shooting verbessert und so sind unsere Bilder auch immer schneller im Kasten, sodass wir nicht mehr 100 Fotos machen brauchen. Die Routine kommt mir bei dem nächsten Oldie entgegen, denn diesmal fahre ich zum ersten Mal alleine.
 

Karman Ghia

Die letzte Fahrt des Jahres unternehme ich mit dem Karman Ghia (Baujahr 1974). Da meine Kollegin Ende November im Urlaub ist, es aber wettermäßig nochmal passt, bin ich spontan zum ersten Mal alleine mit einem Oldtimer unterwegs. Schnell verstehe ich warum das Fahrzeug der „Oldtimerverleihliebling“ ist. Er lässt sich gut fahren und ist ein echter Hingucker. Ein schönes Fahrzeug, daher muss mir über die Motive keine Gedanken machen, denn egal wo ich ihn abstelle, er sieht super aus.

Und er ist ein regelrechter „Wingman“, der bei der Kontaktaufnahme hilft. ;-) Da ich als letzte Fotopunkte die Einbecker Innenstadt abfahre, komme ich kaum dazu in Ruhe Bilder zu machen. Die Leute bleiben stehen, betrachten das Auto, stellen Fragen und erzählen Anekdoten. So oft wie an diesem Freitag hat man mich in der Stadt noch nie angesprochen. Immer wieder fallen Sätze wie: „Oh, wie hübsch“; „Ach toll“, „So schön“ – natürlich ist hier nur das Auto gemeint. ;-).

Als ich den Karman zurückbringe, bin ich stolz auf mich. Das ich alleine einen Oldtimer fahre, dass hätte ich noch vor kurzem nicht gedacht. Ich kann gar nicht mehr verstehen, warum ich noch im September so viele Bedenken hatte. Innerhalb von nur zwei Monaten habe ich zehn dieser wunderbaren Autos gesteuert. Und ab dem nächsten Frühling kommen mit Sicherheit noch mehr dazu. Ich freue mich schon drauf. :-)
VW Käfer
Fiat Viotti
Karman Ghia
Ford Taunus 15M