Blitz-Wiedersehen nach dreißig Jahren

Gerd und Karin beim Wiedersehen des Opel Blitz 1,7t.
Zum zweiten Mal seit Beginn meiner Ausbildung, bin ich im April 2021 bei einem Fahrzeugwiedersehen dabei. Ich erinnere mich noch gerne an das erste zurück. Es war ein wirklich schönes und emotionales Treffen, als unser Wartburg „Willy“ aus dem PS.Depot Kleinwagen Besuch von seinem ehemaligen Besitzer, nebst Nachfolgerfahrzeug bekam. Das Treffen damals hat deutlich gemacht, dass Fahrzeuge eben nicht nur Gebrauchsgegenstände sind. An ihnen hängen liebgewonnene Erinnerungen, unterschiedlichste Emotionen und besondere Erlebnissen.
2.500 von ihnen stehen im PS.SPEICHER und den PS.Depots. Sie alle bringen ihre ganz persönliche Geschichte mit. Daher horche ich auf, als ich zu Beginn des Jahres 2021 unter einem meiner Facebookbeiträge den Kommentar von Gerd lese. Er schreibt, dass im PS.Depot Lkw + Bus das ehemalige Fahrzeug seines Vaters eine neue Heimat gefunden hat und er schon länger plant den Opel Blitz 1,7 t zu besuchen. Dreißig Jahre sind vergangen seit er den Kleinlaster zum letzten Mal gesehen hat. Eine Begegnung nach so einer langen Zeit verspricht nicht nur Emotionen, mich interessiert vor allem die Geschichte des Opel Blitz. Ich möchte mehr über ihn erfahren als die Fakten auf seinem Exponatsschild preisgeben.
Den geplanten Besuch von Gerd einfach so verstreichen zu lassen, geht daher auf keinen Fall! Das unsere Exponate auf ihre früheren Wegbegleiter treffen, kommt auch in so einem großen Museum nicht täglich vor. Ich kontaktiere ihn und frage, ob er bei seinem Besuch mit einer Wiedersehensgeschichte einverstanden ist. Er sagt sofort zu und hält sein Versprechen.
Karin sieht das Fahrzeug, das sie nur aus Erzählungen kennt, gerade zum ersten Mal. Bei Gerd weckt der Kleinlaster Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Während er den Opel Blitz umrundet, die Türen öffnet und unter die Motorhaube schaut, lässt er uns an seinen Erinnerungen teilhaben. Zwar sind nicht alle positiv, dennoch beschreibt er den Moment, als er nach dreißig Jahren wieder im Führerhaus Platz nimmt und das Lenkrad in den Händen hält, als ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist schön zu erleben, wie offen Gerd mit uns spricht, uns Einblicke in seine Gedanken gibt. Für mich bekommt der Opel Blitz dadurch ein „Gesicht“, Ecken und Kanten.
Ich halte das Wiedersehen mit der Kamera fast. Für Gerd sind es Fotos zur Erinnerung, die vielleicht in seinem Familienalbum einen Platz bekommen. Für uns sind es Bilder, mit denen wir unsere Fahrzeugliebhaber auf den Social-Media-Kanälen an diesem Tag teilhaben lassen können.
Apropos Fotos: Jetzt ist Zeit in das private Familienalbum einzutauchen, in dem Gerd und Karin uns blättern lassen, um mehr über die Historie des Opels zu erfahren.
Sie beginnt am 11. Juni 1959, als Gerds Vater Gerhard als Erstbesitzer den Opel Blitz zulässt. Der Beginn eines gemeinsamen Weges, der die nächsten einunddreißig Jahre dauernd soll. Der Opel ist als Getränkelaster auf Sylt im Dienst. Beim Durchschauen der Fotos dann die Überraschung: das rotweiße Gewand, das der Opel Blitz aktuell trägt, hatte er nicht immer. Bis Ende der 1970er Jahre besitzt er seine ursprüngliche Lackierung in gelb-blau. Zu diesem Zeitpunkt möchte die Flensburger Brauerei dem Kleinlaster ein schwarzes Fahrgestell „verpassen“. Das will Gerhard aber auf keinen Fall, also wechselt er zur Getränkemarke Schultheiss, woraufhin der Getränkelaster die Unternehmensfarben rotweiß, sowie den Schriftzug erhält, den er bis heute trägt.
Ein ganzes Nutzfahrzeugmuseum auf Achse? Für diese logistische Leistung sucht der PS.SPEICHER im Vorfeld Truckerfahrer. Unter ihnen befindet sich auch Gerhards Freund Karsten. Und nicht nur das, er sitzt während der Überführung am Steuer des Opel. Ob sich Karsten für die Fahrt genau dieses Fahrzeug ausgesucht hat, oder er den Opel Blitz durch Zufall zugeteilt bekommt? Das kann ich nicht beantworten, da ich 2015 noch nicht beim PS.SPEICHER gearbeitet habe. Klar könnte ich jetzt recherchieren und die Organisatoren des Korso befragen. Aber ich tue es nicht, denn mir gefällt die Tatsache, das sich hier der Kreis schließt, und ausgerechnet Karsten den Kleintransporter zum zweiten Mal in ein neues Zuhause begleitet - egal ob Zufall oder nicht...
Ich habe an diesem Tag viel über unseren rotweißen Kleinlaster erfahren und vor allen Dingen ist wieder deutlich spürbar gewesen, welche Emotionen Fahrzeuge wecken können. Jedes von ihnen hat eben seine ganz eigene Geschichte. Ich bin gespannt, welches unserer Fahrzeuge mir seine als nächstes offenbart. :-)
2.500 von ihnen stehen im PS.SPEICHER und den PS.Depots. Sie alle bringen ihre ganz persönliche Geschichte mit. Daher horche ich auf, als ich zu Beginn des Jahres 2021 unter einem meiner Facebookbeiträge den Kommentar von Gerd lese. Er schreibt, dass im PS.Depot Lkw + Bus das ehemalige Fahrzeug seines Vaters eine neue Heimat gefunden hat und er schon länger plant den Opel Blitz 1,7 t zu besuchen. Dreißig Jahre sind vergangen seit er den Kleinlaster zum letzten Mal gesehen hat. Eine Begegnung nach so einer langen Zeit verspricht nicht nur Emotionen, mich interessiert vor allem die Geschichte des Opel Blitz. Ich möchte mehr über ihn erfahren als die Fakten auf seinem Exponatsschild preisgeben.
Den geplanten Besuch von Gerd einfach so verstreichen zu lassen, geht daher auf keinen Fall! Das unsere Exponate auf ihre früheren Wegbegleiter treffen, kommt auch in so einem großen Museum nicht täglich vor. Ich kontaktiere ihn und frage, ob er bei seinem Besuch mit einer Wiedersehensgeschichte einverstanden ist. Er sagt sofort zu und hält sein Versprechen.
Lange nicht gesehen, doch sofort wiedererkannt
Drei Monate später ist es so weit. Gemeinsam mit meinem Abteilungsleiter nehme ich Gerd und seine Frau Karin am PS.Depot Lkw + Bus in Empfang. Exklusiv für die beiden öffnen sich heute die Hallentore, die aufgrund der andauernden Coronalage seit November 2020 für Gäste verschlossen bleiben müssen. Schon als Gerd, mit einem Fotoalbum unter dem Arm, aus seinem Pkw (auch einem Opel ;-) ) aussteigt, bin ich gespannt, wie er gleich auf den Blitz reagiert. Bevor es jedoch soweit ist, begleiten wir unsere Gäste auf ihrem Rundgang durch die Nutzfahrzeugexponate. Während die beiden durch die Reihen unserer Riesen laufen, und mehr über die Sammlung erfahren, ist Gerd und seiner Frau die Begeisterung immer deutlicher anzusehen. Am Schluss gehen wir genau auf den Opel Blitz von Gerds verstorbenen Vater zu. Er erkennt ihn schon von Weitem.Karin sieht das Fahrzeug, das sie nur aus Erzählungen kennt, gerade zum ersten Mal. Bei Gerd weckt der Kleinlaster Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Während er den Opel Blitz umrundet, die Türen öffnet und unter die Motorhaube schaut, lässt er uns an seinen Erinnerungen teilhaben. Zwar sind nicht alle positiv, dennoch beschreibt er den Moment, als er nach dreißig Jahren wieder im Führerhaus Platz nimmt und das Lenkrad in den Händen hält, als ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist schön zu erleben, wie offen Gerd mit uns spricht, uns Einblicke in seine Gedanken gibt. Für mich bekommt der Opel Blitz dadurch ein „Gesicht“, Ecken und Kanten.
Ich halte das Wiedersehen mit der Kamera fast. Für Gerd sind es Fotos zur Erinnerung, die vielleicht in seinem Familienalbum einen Platz bekommen. Für uns sind es Bilder, mit denen wir unsere Fahrzeugliebhaber auf den Social-Media-Kanälen an diesem Tag teilhaben lassen können.
Apropos Fotos: Jetzt ist Zeit in das private Familienalbum einzutauchen, in dem Gerd und Karin uns blättern lassen, um mehr über die Historie des Opels zu erfahren.
Schwarz? Nein danke! Rot-weiß? Auf jeden Fall!
Sie beginnt am 11. Juni 1959, als Gerds Vater Gerhard als Erstbesitzer den Opel Blitz zulässt. Der Beginn eines gemeinsamen Weges, der die nächsten einunddreißig Jahre dauernd soll. Der Opel ist als Getränkelaster auf Sylt im Dienst. Beim Durchschauen der Fotos dann die Überraschung: das rotweiße Gewand, das der Opel Blitz aktuell trägt, hatte er nicht immer. Bis Ende der 1970er Jahre besitzt er seine ursprüngliche Lackierung in gelb-blau. Zu diesem Zeitpunkt möchte die Flensburger Brauerei dem Kleinlaster ein schwarzes Fahrgestell „verpassen“. Das will Gerhard aber auf keinen Fall, also wechselt er zur Getränkemarke Schultheiss, woraufhin der Getränkelaster die Unternehmensfarben rotweiß, sowie den Schriftzug erhält, den er bis heute trägt.Überführung durch einen Freund
Zwanzig Jahre später endet ihre gemeinsame Reise. In einer Oldtimerzeitung bietet Gerhard den Kleintransporter 1990 zum Verkauf an. Er findet zunächst keinen Käufer und begleitet seinen Freund Karsten Puck nach Castrop-Rauxel, wo die AUTOTAGE stattfinden. Dort lernt er Emil Bölling kennen und entschließt sich, ihm den Opel Blitz kurzerhand zu schenken. Ein paar Tage vor Weihnachten trennen sich die Wege von Gerhard und seinem Opel Blitz endgültig, als er gemeinsam mit Karsten das Fahrzeug in Böllings Museum überführt. Hier verbleibt der Laster bis ins Jahr 2015, als nach Böllings Tod der PS.SPEICHER die komplette Sammlung übernimmt und die meisten Lkw auf eigener Achse überführt.Ein ganzes Nutzfahrzeugmuseum auf Achse? Für diese logistische Leistung sucht der PS.SPEICHER im Vorfeld Truckerfahrer. Unter ihnen befindet sich auch Gerhards Freund Karsten. Und nicht nur das, er sitzt während der Überführung am Steuer des Opel. Ob sich Karsten für die Fahrt genau dieses Fahrzeug ausgesucht hat, oder er den Opel Blitz durch Zufall zugeteilt bekommt? Das kann ich nicht beantworten, da ich 2015 noch nicht beim PS.SPEICHER gearbeitet habe. Klar könnte ich jetzt recherchieren und die Organisatoren des Korso befragen. Aber ich tue es nicht, denn mir gefällt die Tatsache, das sich hier der Kreis schließt, und ausgerechnet Karsten den Kleintransporter zum zweiten Mal in ein neues Zuhause begleitet - egal ob Zufall oder nicht...
Ich habe an diesem Tag viel über unseren rotweißen Kleinlaster erfahren und vor allen Dingen ist wieder deutlich spürbar gewesen, welche Emotionen Fahrzeuge wecken können. Jedes von ihnen hat eben seine ganz eigene Geschichte. Ich bin gespannt, welches unserer Fahrzeuge mir seine als nächstes offenbart. :-)

Zum vorherigen Beitrag
James Bond und seine Autos
Zum nachfolgenden Beitrag
Premiere: PS.SPEICHER TV - Der Dreh
Zum Beitrag Wartburg Willy
"Willy 1" trifft "Willy 2 " - Das Wiedersehen