PS.SPEICHER Rad PS.SPEICHER Rad PS.SPEICHER Rad

Isabella & ich

Meine erste Oldtimerfahrt mit der Borgward Isabella, Baujahr 1961
Am 30. Juni heißt es "Action", denn für ein Fotoshooting der Autozeitung „Classic Cars“ stehen drei Oldtimerfahrzeuge im Fokus. Zusammen mit meinem Abteilungsleiter Stephan begleite ich den Termin. Er steuert eines der Fahrzeuge und ich schaue dem Fotografen bei seiner Arbeit über die Schulter. Vielleicht kann ich mir ja ein paar Tricks für die Fahrzeugfotografie abschauen.

An sich schon ein sehr spannender Termin, aber mein absolutes Highlight soll noch folgen: Ich fahre an diesem Tag zum ersten Mal in meinem Leben einen Oldtimer. :-) Für das Shooting rollen aus dem Fuhrpark des PS.SPEICHER ein Ford Taunus 17 M (Baujahr 1960) und eine Borgward Isabella (Baujahr 1961) über die Nebenstraßen um Einbeck. Auch mit dabei ein Opel Olympia Caravan (Baujahr 1959).

Ich halte für den späteren Bericht bei Facebook und unser Archiv alles mit der Kamera fest. Nach den Gruppenaufnahmen und "Mitziehern", bei denen der Fotograf am Straßenrand steht und mit der Kamera dem bewegten Objekt folgt, steht mit den "Car&Car-Bildern" die letzte Aufnahme an, die ich noch brauche.

Es ist mittlerweile später Nachmittag und wir sind an der dritten und vorletzten Location angekommen. Für die "Car&Car-Bilder" wird ein fahrendes Auto aus einem anderen fahrenden Auto heraus fotografiert. Dabei sitzt der Fotograf entweder (natürlich gesichert) im Kofferraum des vorausfahrenden Wagen, oder hängt sich aus dem Beifahrerfenster des nachfolgenden Fahrzeuges.

Ich stehe eine gefühlte Ewigkeit (meine Uhr sagt 40 Min) auf einem Feldweg in der prallen Hitze und warte darauf, dass die Fahrzeuge immer wieder die Straße entlangkommen. Während die Arbeit des Fotografen noch lange nicht beendet ist und er noch Einzelaufnahmen der Fahrzeuge braucht, habe ich (mehr als) genug Bilder im Kasten und nehme neben Stephan auf dem Beifahrersitz der Borgward Isabella Platz.

Hier sitze ich auch sehr gut, wie ich finde! Warum er wenig später mit der Idee um die Ecke kommt, dass ich für weitere Aufnahmen auf dem Fahrersitz platznehmen und die Isabella steuern soll, weiß ich nicht... Was ich weiß: Ich will nicht!
 

Und jetzt DU!


Ihr fragt euch sicher, warum ich so denke, denn für viele begeisterte Fahrzeugliebhaber würde mit der Fahrt in einem Oldtimer ein Traum in Erfüllung gehen. Ich hingegen habe, bis auf sehr wenige Ausnahmen die ich an einer Hand abzählen kann, in den letzten 16 Jahren ausschließlich mein eigenes Auto, einen Opel Corsa, gefahren. Daher fühle ich mich äußerst unwohl bei dem Gedanken ein fremdes Fahrzeug, noch dazu ein so wertvolles, zu steuern.

Ein Oldtimer bedeutet ja doch eine größere Herausforderung und dann ist da schließlich noch die Lenkradschaltung, die mir ordentlich Respekt einflößt. Nicht zu vergessen, dass mir dabei auch noch die anderen Fahrer, der Redakteur und Fotograf zuschauen. Ich sage also Nein! Das möchte Stephan aber so nicht akzeptieren und meint, er wäre ja dabei, es könnte nichts passieren. Dass er dabei ist stimmt schon, dass nichts passierten kann… Naja, also das weiß man ja nie, denn anderes als ein Fahrlehrer hat er auf der Beifahrerseite ja nun keine Möglichkeit zu bremsen oder sonst wie einzugreifen.

Aus: "Ich will nicht", ist jetzt: "Ich möchte trotzdem nicht" geworden. Stephan meint schließlich, wenn ich jetzt nicht die Chance ergreife und fahre, müssen wir nochmal über meine Probezeit sprechen. Ich denke, das meint er im Scherz (hoffe ich zumindest ;-)). Offensichtlich scheint er sich jedoch nicht umstimmen zu lassen und so springe ich ins kalte Wasser und trotte (mit ordentlich Puls) zum Fahrersitz. Irgendwie hat er ja recht, wenn nicht jetzt wann dann und ich habe tatsächlich die Sicherheit, das er dabei ist.
 

Ran ans Steuer


Und dann geht die Fahrt los, erstmal langsam die Straße runter. Ich fühle mich tatsächlich zurückversetzt in meine Zeit als Fahrschülerin. Bei der Lenkradschaltung muss mir Stephan zu Beginn ein bisschen helfen, um die Gänge reinzubekommen. Ansonsten läuft die Fahrt gut und ich bekomme Sicherheit.
 
Auch wenn mein privates Auto bald ein kleiner Youngtimer ist und sich mit den neueren Autos im Komfort nicht messen kann, merke ich doch die Vorzüge, die er mir bietet. Ich sage nur ein Stichwort: Servolenkung! Ich könnte auch Bremse sagen, denn der Bremsweg der Isabella ist dann doch etwas länger, als gewohnt. Aber das völlig neue Lenkgefühl, (die Kurbellei, wenn es darum geht, den Wagen zu wenden, merke ich noch zwei Tage lang in den Armen (#Muskelkater), ist dann doch gewöhnungsbedürftiger, als die Bremse.

Als der Fotograf zufrieden ist und ich das Fahrzeug parken kann, bin ich auch zufrieden. Ehrlich gesagt strahle ich und bin auch stolz auf mich, dass ich meine erste Oldtimerfahrt gemeistert habe. Und ja, Stephan hatte Recht damit, mich ins kalte Wasser zu werfen…Es hat wirklich Spaß gemacht.

Zu guter Letzt hat es sogar ein Foto mit mir am Steuer, ins Heft geschafft. Eine schöne Erinnerung. Mit der Isabella habe ich den Grundstein für weitere Oldtimerfahrten gelegt. Denn das in den kommenden zwei Jahren noch welche folgen, da bin ich ganz sicher. Und dazu nehme ich euch natürlich auch wieder mit. ;-)