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Projekt: Kurzführer

In Kürze liegen neben den Kurzführern zur Erlebnisausstellung des PS.SPEICHER sowie zum Kornhaus auch unsere Kurzführer zu den vier Depots im Museumsshop.

Der Alltag hat mich wieder

Der Lichtschalter klickt leise, als ich ihn mit meiner rechten Hand berühre. Sofort flammt die Lampe über meinem Schreibtisch auf. Mit wenigen Schritten erreiche ich den Tisch und erwecke meinen Computer zum Leben, der mit seinem typischen leisen Surren hochfährt. Den Blick in Richtung Fenster gewendet, spiegele ich mich selbst in der Scheibe, denn draußen ist es noch stockfinster. Kein Wunder, die Zeiger der Uhr stehen auf 7:15 Uhr. Nach einem Monat an der Hamburger Akademie für Publizistik, bin ich an diesem Montagmorgen zurück an meinem Arbeitsplatz im PS.SPEICHER. Ab heute besteht mein Tag nicht mehr aus Nachrichten schreiben, Presserecht lernen und Gruppenarbeiten, sondern aus meinen alltäglichen Aufgaben. Ich kümmere mich wieder um Twitter, Pinterest, Facebook, meinen Blog und die Pressearbeit rund um unser Museum. Schon im Laufe des Vormittags fühlt es sich an, als wäre ich nie weggewesen…

Zudem wartet ein bereits begonnenes Projekt auf mich, an dem ich gemeinsam mit meiner Volontärskollegin Cäcilia, aus dem Bereich Ausstellung, arbeite. Wir sind verantwortlich für die neuen Kurzführer zu den Depots. Seit dem Sommer 2020 sind die Außendepots Motorrad, Automobil und Kleinwagen eröffnet. Das vierte im Bunde, das Depot Lkw + Bus, ist bereits seit 2016 für Besucher zugänglich. Doch auch hier gab es 2020 eine Veränderung. Mit der „LANZ-Wirtschaft“ ist ein neuer Bereich für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge hinzugekommen. Bislang verfügt jedoch lediglich die Erlebnisausstellung des PS.SPEICHER über einen Kurzführer. Das ändern wir jetzt. ;-)
 

Material zusammentragen, sichten und strukturieren

Cäcilia und ich sind für die Kurzführer Lkw + Bus, Automobil und Kleinwagen verantwortlich. Den Führer für das Depot Motorrad betreut unser Kollege und Motorradkurator Andy. Im ersten Schritt beginnen wir mit der Recherche über die Gebäudegeschichten (inklusive historischer Fotografieren). Die Gebäude haben im Laufe der Jahre so manche Besitzer kommen und gehen sehen. Daher fragen wir in Archiven nach, sichten dokumentierte Zeitungsberichte und befragen Kollegen, die seit Jahrzehnten in unserer Bier-und Fachwerkstadt verwurzelt sind. Viel Licht ins Dunkel bringt unser Kollege Uli aus der PS.Werkstatt. Er selbst war einige Jahre Mieter eines der drei Gebäude und kann sich noch an viele Details erinnern. Nach dem Gespräch mit ihm sind wir um einiges schlauer. Auch hilfreich sind die guten Tipps unserer Kollegin Gudrun, die viele Archivarbeiten im PS.SPEICHER erledigt.

Im zweiten Schritt geht es an die Auswahl der Exponate. Welche Fahrzeuge möchten wir in den Kurzführern näher beschreiben? Cäcilia und ich treffen unsere Auswahl, notieren Infos zu den Fahrzeugen und machen Fotos. Nicht alle der von uns ausgesuchten Fahrzeuge überzeugen unseren Ausstellungsleiter Sascha Fillies, der bei diesem Projekt den redaktionellen Hut auf hat. Also müssen wir das ein oder andere Exponat nachrücken lassen.


Jede Sammlung hat ihre ganz eigene Geschichte

Die Texte zu den Exponaten teilen wir uns auf. Wir Mädels sind beide keine Fahrzeugkenner, daher müssen wir auf Infos auf den Exponatsschildern der Fahrzeuge, unsere Datenbank und Google zurückgreifen. Auch die übrigen Punkte auf unserer Gliederung teilen wir auf. Cäcilia verschriftlicht die Gebäudehistorien und kümmert sich um die Texte zu den Sammlungsschwerpunkten.

Ich schreibe die persönlichen Geschichten zu der jeweiligen Sammlung. Bei den Kleinwagen ist das natürlich „Störy“. Otto und Marianne Künnecke aus dem Ort Störy im Vorharz trugen über einen Zeitraum von dreißig Jahren 260 Kleinwagen und Motorräder zusammen. Das Ehepaar stellte die europaweit einmalige Sammlung von Klein- und Kleinstwagen in ihrem privaten Automuseum aus. 2004 musste das Museum nach jahrelangen Streitigkeiten mit Behörden seine Türen schließen. Acht Jahre später bot Herr Künnecke seine einzigartige Sammlung zum Verkauf an. Seine Bedingung: sie muss zusammenbleiben. Unser Stifter Karl-Heinz Rehkopf erfuhr vom Verkauf und so landeten die Microcars in Einbeck und bekamen Zuwachs durch den Fuhrpark von Herrn Rehkopf. Ein Teil der „Kleinen“ ist seither in der „KLEIN ABER MEIN“-Sonderausstellung im PS.SPEICHER zu sehen. Und seit 2020 ist auch der andere Teil öffentlich zugänglich. Im Depot Kleinwagen warten übrigens noch ganz besondere Exponate auf Besucher. Elektrofahrzeuge, Moorleichen aus Blech und unsere Skurrilitäten.

Auch die Sammlung unserer „Riesen“ aus dem Depot Lkw + Bus hat ihre ganz eigene Geschichte: Emil Bölling, Sittensen und den Lkw-Korso. Die Begeisterung für Lkw begleitete Bölling, den Kenner und Liebhaber historischer Nutzfahrzeuge, sein Leben lang. Innerhalb von 17 Jahren baute er seine Sammlung auf. Nach dem Konkurs seiner Firma 1998 stand die Sammlung kurz davor, ins Ausland verkauft zu werden. Horst Gaßmann, Inhaber des Nutzfahrzeugunternehmens alga, rettete die Sammlung und holte sie nach Sittensen. Das war die Geburtsstunde des „Mobilen Nutzfahrzeugmuseums“. Emil Bölling war der Antrieb hinter den Fahrzeugen aus 100 Jahren Nutzfahrzeuggeschichte, hielt sie fahrbereit und in einwandfreiem technischen Zustand. Er erweiterte die Ausstellung bis zu seinem plötzlichen Tod im Februar 2015 stetig. Im Juni desselben Jahres übernahm PS.SPEICHER-Stifter Karl-Heinz Rehkopf, gemeinsam mit der STIFTUNG PS.SPEICHER, die Sammlung. Das ganze Museum zog auf eigener Achse um. Am 20. September 2015 überführten 90 Fahrer 46 Nutzfahrzeuge in einem knapp drei Kilometer langen Korso über eine Strecke von 220 Kilometer von Sittensen nach Einbeck.

Für den Kurzführer zum Depot Automobil schreibe ich über die Entstehung von Europas größter Oldtimersammlung. Im Fokus der Mann, der diese unglaubliche Vielfalt an Fahrzeugen sammelte: Karl-Heinz Rehkopf. Sein Interesse und die Leidenschaft für Technik und Fahrzeuge besitzt er schon als Jugendlicher. 1951 kaufte er mit 16 Jahren sein erstes Fahrzeug: eine Victoria 99, Baujahr 1938. Die Maschine kostete 100 D-Mark. Geld das sich der Schüler seit seinem 14. Lebensjahr in einer Tongrube verdient hatte. Mit der Maschine beginnt eine jahrzehntelange Sammelleidenschaft. Die Victoria, in den Augen von Karl-Heinz Rehkopf kein „richtiges Motorrad“, musste einer 250er Triumpf Cornet weichen. Diese Maschine musste wiederum Ende der 1950er Jahre Platz machen für Herrn Rehkopfs erstes Auto: einen Opel Olympia. Es folgen viele weitere Fahrzeuge, teils gekauft, teils getauscht. Heute sind es 2.500.

Warum die Victoria 99 in den Augen von Herrn Rehkopf kein „richtiges Motorrad“ war, das erfahrt ihr in unserem Kurzführer. ;-) Der befindet sich, als ich aus Hamburg zurückkomme, nämlich auf der Zielgeraden. Lediglich die Exponatstexte zum Depot Lkw + Bus muss ich noch schreiben. Dann suchen Cäcilia und ich die Bilder heraus und geben unser Material weiter in die Grafikabteilung zu Marcus und Natascha, die die Kurzführer gestalten. In Kürze könnt ihr einen (oder alle vier ;-)) in unserem Museumsshop und im Besucherzentrum kaufen.