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Weltenbummler: Mit Hudo einmal um die Welt fahren – Teil 1
 

Heidi Hetzer besuchte mit ihrem Hudson Greater Eight, genannt Hudo, den PS.SPEICHER.
Bildquelle: einpicture: Florian Everding
Dass das ein oder andere Fahrzeug mit einer bekannten Geschichte im PS.SPEICHER und den Depots steht, habe ich euch ja bereits im Beitrag „Weltenbummler: Eine Tigerente in Sibirien“ erzählt. Anders als die Studenten, die mit dem Citröen 2CV bis an den Baikalsee nach Russland gefahren sind, hat das Exponat um das es heute geht, die ganze Welt bereist. Seit 2021 steht Hudo, der Hudson Greater Eight der verstorbenen Heidi Hetzer, im PS.SPEICHER Depot Automobil.

Die Reise von Hudo und seiner Besitzerin beginnt 2014 in Berlin. Der Oldtimer hat zu diesem Zeitpunkt 84 Jahre auf dem Buckel, oder sollte ich lieber sagen auf der Karosserie. ;-) Die Berliner Unternehmerin und Rennfahrerin Heidi Hetzer ist nur sieben Jahre jünger.


Auf den Spuren von Clärenore Stinnes

Fahrzeuge spielten in Hetzers Leben von Geburt an eine Rolle. Ihr Vater besitzt einen Autohandel. Bereits im Alter von 16 Jahren beginnt sie eine Ausbildung als KFZ-Mechanikerin in seinem Betrieb. Mit 31 Jahren übernimmt sie nach dem Tod ihrer älteren Schwester und ihres Vaters das Opel-Autohaus. Unter ihrer Leitung entwickelt sich das Unternehmen schließlich zu einem der größten Autohäuser Berlins.

Benzin und Tempo begleitet Heidi Hetzer auch außerhalb ihrer Arbeit. Die Berliner Persönlichkeit nimmt jahrelang mit Oldtimern aus ihrer Sammlung an Wettfahrten und Rallyes, wie der Mille Miglia von Brescia nach Rom und zurück, teil. Im Laufe ihres Lebens gewinnt sie über 150 Preise.

Sechzig Jahre lang engagiert sich Hetzer in ihrem Autohaus. 2012 ist dann aber Schluss. Nach 93 Jahren im Familienbesitz verkauft sie das Unternehmen, da weder ihr Sohn noch ihre Tochter den Autohandel in die Zukunft führen möchten. Doch ein typisches Renterdasein kommt für die Geschäftsfrau nicht in Frage. In ihrem Buch „Ungebremst Leben“ beschreibt sie, wie die Idee zur Weltreise mit Mitte 70 entstand. Nämlich durch ihre Kinder. „Du stirbst, wenn du nicht mehr arbeitest. Was willst du jetzt tun?“, fragten sie. Sofort sei ihr die Industriellentochter Clärenore Stinnes in den Kopf geschossen. Die Rennfahrerin umrundete 1927 als erster Mensch die Erde in einem serienmäßigen PKW. Heidi Hetzer schreibt in ihrem Buch, dass sie ihren Kindern antwortete: „Ich fahre um die Welt wie Clärenore Stinnes.“ Damit sei sie zwei Jahre beschäftigt. Stellt sich nur die Frage, in welchem Fahrzeug?


Wer darf mit?

Wie einst ihr Vorbild im Adler Standard 6, plant Hetzer auch für ihre Erdumrundung mit einem Pkw aus den 1920er Jahren zu fahren. Ursprünglich fällt ihre Wahl auf ihren Hispano Suiza H6, Baujahr 1921. Doch Freunde raten ihr ab. Das Auto, optisch ähnlich wie ein Rolls-Royce, groß, stabil, zu schwer und sehr wertvoll, sei für die Reise ungeeignet. „Größtes Manko“: sein Aluminium-Motor, den unterwegs niemand reparieren könne. Also muss ein anderes Auto her, erzählt Hetzer in „Ungebremst leben“. Das naheliegendste Fahrzeug für die ehemalige Besitzerin eines Opel-Autohauses kommt jedoch nicht in Frage. In den 20er und 30er Jahren hat Opel fast nur Cabrios konstruiert. Mit einem offenen Wagen um die Welt fahren, kommt für Hetzer nicht in Frage.

Auch wenn es kein Cabriolet sein soll, die Optik ist für die Mitsiebzigerin entscheidend. Da sie nicht die damaligen Straßenverhältnisse und Bedingungen herstellen kann, die ihrer Zeit Stinnes bewältigen musste, soll zumindest ihr Fahrzeug dem Adler Standard 6 ähneln. Sechs große Reifen, eine große Kabine, ein bisschen eckig und schön robust soll es sein. Auf der Suche nach ihrem Reisegefährten hört sie schließlich von einem Hudson Greater Eight aus München, den niemand haben will. Bereits seit sechs Jahren steht der Wagen zum Verkauf.

Liebe auf den ersten Blick ist es nicht, als sie den Oldtimer zum ersten Mal gegenübersteht. Noch dazu springt nach sechs Jahren Stillstand der Motor nicht an. Nach dem Hetzer, gemeinsam mit einem Freund, den Hudson repariert hat, ändert sich ihr Gefühl dem Fahrzeug gegenüber. In „Ungebremst Leben“ beschreibt sie diesen Moment so, dass der Wagen angefangen habe mit ihr zu sprechen. Der Achtzylinder habe ein wunderschönes Geräusch gemacht, das wie Musik in ihren Ohren gewesen sei.

Bei der anschließenden Probefahrt springt dann doch der Funke über. Hetzer nimmt das Auto per Zug mit in ihre Heimatstadt. Auf der Fahrt entsteht auch sein Spitzname Hudo. Zusammengesetzt aus dem Modell Hudson und seinem verstorbenen Vorbesitzer Udo S., dem er 30 Jahre lang gehörte.
Doch schnell ist klar, ohne Rundumerneuerung und Umbauten ist die zweijährige Reise über den Globus nicht möglich. Hudo muss sich also erstmal einigen Reparaturen stellen, bevor es losgehen kann.

Wie es weitergeht, erfahrt ihr nächste Woche. ;-)