Ein Auto wie ein Phantom – der Atlantis Amalfi CS 1800 und sein großer Auftritt im PS.SPEICHER
- ursularaschke
- 9. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Juli

Wenn ein Auto, das es eigentlich nie gab, plötzlich auf der Bühne steht, dann ist das entweder ein Trick – oder pure Leidenschaft. Im Fall des Atlantis Amalfi CS 1800 ist es vor allem Letzteres. Was einst als ironischer Kommentar auf automobile Fehlkonstruktionen der 1970er-Jahre gedacht war, wurde nun im PS.SPEICHER zur Realität: Dank Ronald Genßler, Sammler aus Remagen, lebt der Amalfi wieder – als fahrbereites Einzelstück mit Kultstatus.
Die exklusive Präsentation am Vorabend der Einbecker Oldtimertage (EOT) war ein voller Erfolg – und eine echte Bereicherung für alle, die über den automobilen Tellerrand hinausblicken wollen. Eingeladen hatten die FörderFreunde des PS.SPEICHER, und wer da war, wird es so schnell nicht vergessen.
Von einer Fernseh-Fiktion zur rollenden Realität
Der Atlantis Amalfi CS 1800 stammt – ursprünglich – aus einer anderen Welt: einer fiktiven. Genauer gesagt, aus der 1974 vom NDR produzierten Fernsehserie „PS – Geschichten ums Auto“, die im Ersten ausgestrahlt wurde. Die Atlantis-Werke in Hochheim – völlig ausgedacht. Der Amalfi? Eine ironische Stil-Konstruktion, mit der die Serie einen liebevollen Seitenhieb auf die Autos jener Zeit wagte: Fahrzeuge, die schnell kaputt gingen, Reparaturen erforderten, als modern galten, aber oft schon beim Einfahren klapperten.
Genau das sollte der Amalfi verkörpern – eine Art „Wunderauto“, das nur durch sein mystisches Image glänzt, während es eigentlich ein Werkstatt-Dauerläufer ist. In der Serie tauchte der Amalfi immer wieder auf: mal als neues Familienauto, mal als Symbol der Aufbruchsstimmung, und oft genug als das Gegenteil davon.
Der Amalfi: Design aus der Werkstatt, nicht aus dem Studio
Auch wenn er nur für die Kamera gebaut wurde: Das Auto war echt. Als Basis diente ein Fiat 132 – ein solides Fahrzeug der oberen Mittelklasse. Die Karosserie wurde jedoch so umgebaut, dass kein Hersteller Anstoß nehmen konnte. Die Front: Passat. Die Heckleuchten: Mercedes. Der Gesamteindruck: futuristisch, italienisch, aber irgendwie auch „zu viel von allem“. Der Bau des Originals kostete damals um die 30.000 D-Mark – so viel wie ein ausgewachsener Mercedes der S-Klasse.
Nach Ende der Dreharbeiten wurde der Wagen – wie so viele Filmfahrzeuge – weiterverkauft, verlost, gewonnen, zurückgegeben, wieder verkauft und erlitt letztendlich 1982 einen Brandschaden und wurde schließlich verschrottet. Damit schien der Amalfi für immer verloren – als kuriose Fußnote in der deutschen Automobil- und Fernsehgeschichte.
Ronald Genßler bringt das Phantom zurück
Doch 2017 nahm sich Ronald Genßler, Oldtimer-Enthusiast und FörderFreund des PS.SPEICHER, der Sache an. Genßler hatte nicht nur einen Sinn für technische Details, sondern auch für das kulturelle Gewicht des Amalfi. Und so begann ein aufwändiges Rekonstruktionsprojekt: Auf Basis eines Fiat 132 S 1600 entstand in jahrelanger Kleinarbeit ein exakter Nachbau des Atlantis Amalfi – nach Originalbildern, Fernsehaufnahmen und alten Werkstattnotizen.
2020 erhielt der Nachbau seine Straßenzulassung samt H-Kennzeichen. Seitdem ist der Wagen wieder unterwegs – nicht nur als fahrendes Denkmal deutscher Fernsehgeschichte, sondern auch als echtes Liebhaberfahrzeug. Und spätestens bei der Präsentation im PS.SPEICHER wurde klar: Der Amalfi ist zurück.
FörderFreunde exklusiv: Vortrag mit Tiefgang, Ironie und Herz
Der PS.SPEICHER hatte zum Auftakt des EOT-Wochenendes geladen, und die FörderFreunde waren zahlreich erschienen. Ronald Genßler präsentierte seine Geschichte – vom ersten Fernsehmoment über die akribische Recherche bis hin zur letzten Schraube am rekonstruierten Amalfi. Unterstützt von einer reich bebilderten PowerPoint-Präsentation und gespickt mit launigen Kommentaren, zog der Vortrag alle in den Bann.
Besonders schön: der subtile Humor, der dem Projekt innewohnt. Denn natürlich ist der Amalfi ein Kunstprodukt – eine Persiflage auf die Automobilentwicklung der 70er, auf absurde Modellbezeichnungen, auf Herstellerphantasien und Werbeversprechen. Genßler verstand es, genau diesen Punkt in den Mittelpunkt zu stellen: Dass hier nicht einfach ein Auto nachgebaut wurde, sondern eine Idee.
Von der PS.Halle direkt auf die Straße – der Amalfi bei der EOT-Rallye
Noch bevor sich der Applaus gelegt hatte, wurde der Amalfi schon für seinen nächsten Auftritt vorbereitet: die große Rallye PS.SPEICHER am nächsten Tag. Und da war er wieder, live als Teilnehmer der EOT-Tour sorgte der gelbe Amalfi für staunende Gesichter, viele Fragen und reichlich Gesprächsstoff an den Haltepunkten.
„Was ist das denn für ein Auto?“ – diese Frage hörte man dutzendfach. Und genau das macht ihn so besonders: Der Amalfi ist kein typischer Oldtimer, kein Klassiker aus dem Katalog. Er ist ein Einzelstück. Und doch erzählt er mehr über das Automobilzeitalter als mancher Großserienwagen.
Warum sich eine Mitgliedschaft bei den FörderFreunden lohnt
Ohne die FörderFreunde gäbe es solche Veranstaltungen nicht. Punkt. Denn solche Vorträge, solche Autos, solche Geschichten – sie sind nur möglich, weil Menschen wie Ronald Genßler nicht nur Zeit und Herzblut investieren, sondern auch weil Institutionen wie der PS.SPEICHER den Rahmen dafür bieten. Und genau das unterstützen die FörderFreunde: besondere Momente, außergewöhnliche Fahrzeuge, seltene Geschichten.
Wer Mitglied wird, bekommt nicht nur Zugang zu exklusiven Veranstaltungen wie diesem Vortrag, sondern auch einen echten Einblick hinter die Kulissen des PS.SPEICHER. Man ist mittendrin – bei Sonderausstellungen, Ausfahrten, Oldtimertreffen, Vorträgen und mehr.
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Zwischen Kult, Kritik und Kuriosität: Der Amalfi als Spiegel seiner Zeit
Was macht den Amalfi so faszinierend? Vielleicht ist es die Mischung: Er sieht aus wie ein Serienfahrzeug, ist aber keiner. Er wirkt vertraut und fremd zugleich. Und er erinnert daran, dass nicht alles, was glänzt, auch funktioniert – ein Thema, das heute aktueller ist denn je.
Der Amalfi ist eine Persiflage mit Tiefgang. Und damit eine wunderbare Brücke zwischen Automobilgeschichte und Medienkritik. In der Serie war er Sinnbild für das Versprechen, das nie eingelöst wurde. Heute ist er Beweis dafür, dass selbst eine Fiktion Realität werden kann – wenn genug Leidenschaft dahintersteckt.
Fazit: Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst
Die Veranstaltung im PS.SPEICHER war nicht nur eine Reise in die automobile Fantasie der 1970er, sondern auch der perfekte Start in ein tolles EOT-Wochenende. Der Vortrag war informativ, unterhaltsam, detailverliebt – und wurde von allen Teilnehmenden mit viel Lob bedacht. Ein voller Erfolg.
Ronald Genßler hat mit seinem Amalfi-Projekt nicht nur ein kurioses Stück Fernsehgeschichte wieder auf die Straße gebracht, sondern auch gezeigt, was möglich ist, wenn Enthusiasmus auf Engagement trifft. Und der PS.SPEICHER hat sich erneut als Ort erwiesen, an dem genau solche Geschichten lebendig werden.
Du willst beim nächsten Mal auch dabei sein? Dann werde jetzt Teil der FörderFreunde – und erlebe den PS.SPEICHER mit all seinen Facetten. Denn solche Abende gibt’s nicht überall. Aber hier schon.
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