Flüssige Kraftstoffe im Wandel der Zeit – Synthetische Kraftstoffe und E-Fuels als Zukunftsperspektive
- ursularaschke
- 2. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Die Zukunft der Mobilität steht vor einer großen Herausforderung: Wie lassen sich klimafreundliche Kraftstoffe etablieren, ohne die bestehende Infrastruktur zu vernachlässigen? Genau mit dieser Frage beschäftigte sich Prof. Dr. Thomas Garbe in einem faszinierenden Vortrag bei den FörderFreunden im PS.SPEICHER am 28. März 2024. Sein Thema: Der Wandel flüssiger Kraftstoffe im Laufe der Zeit. Er erklärte zudem die Rolle synthetischer Kraftstoffe und E-Fuels als potenzielle Alternative zu fossilen Brennstoffen.
Von den Anfängen der Kraftstoffe bis zur Zukunft der Mobilität
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Verfügbarkeit von Kraftstoffen stets entscheidend für die Entwicklung des Automobils war. Vor über 100 Jahren gab es keine flächendeckende Versorgung mit Benzin oder Diesel – erst mit der Zeit entstand die Infrastruktur, die wir heute als selbstverständlich ansehen. Seitdem haben sich flüssige Kraftstoffe stetig weiterentwickelt, von bleihaltigem Benzin über schwefelarmen Diesel bis hin zu heutigen Biokraftstoffen und synthetischen Alternativen. Jetzt stehen wir vor einer neuen Herausforderung: Können E-Fuels den nächsten Schritt in dieser Evolution darstellen? Sie bieten großes Potenzial, müssen aber erst in großem Maßstab produziert und zugänglich gemacht werden.
Was sind synthetische Kraftstoffe und warum sind sie wichtig?
Synthetische Kraftstoffe, auch als E-Fuels bezeichnet, werden mithilfe von erneuerbarer Energie hergestellt. Der entscheidende Rohstoff ist grüner Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird. Dieser wird mit CO₂ kombiniert, das entweder aus der Umgebungsluft oder aus industriellen Prozessen abgeschieden wird. Das Endprodukt ist ein chemisch hergestellter Kraftstoff, der im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen theoretisch CO₂-neutral sein kann – vorausgesetzt, die Energie für die Herstellung stammt vollständig aus erneuerbaren Quellen.
Ein großer Vorteil synthetischer Kraftstoffe ist ihre Kompatibilität mit bestehenden Verbrennungsmotoren. Das bedeutet, dass Millionen von Fahrzeugen, die bereits auf den Straßen sind, weiter genutzt werden können – ohne Umrüstung oder neue Infrastruktur. Besonders im Fokus stehen hier paraffinische Dieselersatzstoffe wie HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) oder GTL (Gas-to-Liquid), die bereits für viele moderne Diesel-Fahrzeuge mit XTL-Kennzeichnung zugelassen sind. Diese Kraftstoffe sind jedoch nicht gleichzusetzen mit E-Fuels, sondern stellen eine weitere Alternative dar.
Für Benzinmotoren gibt es ebenfalls Lösungen, wobei zwischen synthetischem Benzin und Biokraftstoffen wie E20 (20 % Ethanol-Beimischung) unterschieden werden muss. Während Ethanol aus Biomasse gewonnen wird, können synthetische Kraftstoffe aus CO₂ und Wasserstoff erzeugt werden. In der Praxis sind reine synthetische Benzinkraftstoffe noch nicht weit verbreitet, aber Entwicklungen in diesem Bereich laufen bereits auf Hochtouren.
Herausforderungen auf dem Weg zur breiten Nutzung
Trotz der vielen Vorteile stehen E-Fuels noch vor einigen Hürden: Die Produktionskosten sind derzeit hoch, es gibt nur wenige Produktionsstätten weltweit, und politische Regulierungen erschweren den großflächigen Einsatz. In Deutschland dürfen HVO-Kraftstoffe beispielsweise nur in geschlossenen Flotten genutzt werden. Doch es gibt Hoffnung: Besonders in Lateinamerika entstehen erste große Anlagen, die synthetische Kraftstoffe in relevanten Mengen herstellen können.
Eine spannende Alternative für Oldtimer und Bestandsfahrzeuge
Während Elektroautos eine zentrale Rolle in der zukünftigen Mobilität spielen werden, können alternative Kraftstoffe eine entscheidende Brücke für den bestehenden Fahrzeugbestand bilden. Besonders für Oldtimerfreunde und Langzeitautobesitzer sind synthetische Kraftstoffe eine vielversprechende Lösung: Sie ermöglichen es, historische Fahrzeuge nachhaltig zu betreiben, ohne auf fossile Brennstoffe angewiesen zu sein. Damit bleibt nicht nur unser automobilhistorisches Kulturgut erhalten, sondern auch die Umwelt profitiert – schließlich sind Oldtimerbesitzer eher passionierte Pfleger als Vielfahrer.
Fazit: Ein spannender Weg liegt vor uns
E-Fuels haben das Potenzial, die bestehenden Fahrzeuge auf unseren Straßen klimafreundlicher zu betreiben. Sobald die Produktion hochskaliert wird, könnten sie eine ernsthafte Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellen. Der Wandel flüssiger Kraftstoffe zeigt: Es gab nie nur eine Lösung, sondern stets eine Weiterentwicklung. Die Diskussion um nachhaltige Mobilität macht deutlich, dass verschiedene Technologien eine Rolle spielen werden. Wer mehr über spannende Entwicklungen in der Automobilwelt erfahren möchte, findet im PS.SPEICHER faszinierende Einblicke – besonders die Sammlungen bieten eine spannende Zeitreise durch die Geschichte der Mobilität.
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