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„Knutschkugel“ oder „Leukoplastbomber“ – Wenn Autos Spitznamen bekommen

Viele Fahrzeuge tragen neben ihrer offiziellen Bezeichnung auch einen liebevollen, spöttischen oder rein praktischen Spitznamen. Manchmal sind es Formen und Farben, manchmal sprachliche Raffinessen. Solche Bezeichnungen erzählen etwas über die Verbindung zwischen Mensch und Maschine und sorgen für manchen Schmunzler.

In diesem Beitrag nehmen wir vier bekannte Spitznamen unter die Lupe und zeigen, warum sie bis heute lebendig geblieben sind.


Zweifarbige BMW Isetta in Rot und Cremeweiß, ausgestellt in einem Museum mit Stadtlichtkulisse im Hintergrund.
Die "Knutschkugel" - die BMW Isetta

Die "Knutschkugel" – die BMW Isetta

Der Name allein bringt viele zum Schmunzeln – und wer die Isetta zum ersten Mal sieht, weiß sofort, warum. Klein, rund, niedlich. Die Isetta, die ab 1955 von BMW in Lizenz gebaut wurde, war eigentlich ein italienisches Produkt: ursprünglich von Iso Rivolta entworfen, einem Hersteller von Kühlschränken und Rollern.


Warum der Spitzname „Knutschkugel“?

„Knutschen“ – das klingt nach Enge, aber auch nach Zusammenrücken. Und genau das war das Fahrgefühl in der Isetta. Zwei Personen passten nebeneinander hinein, ein bisschen körperliche Nähe war dabei unumgänglich. Die kugelige Form des Wagens tat ihr Übriges. „Knutschkugel“ wurde schnell zum populären Kosenamen – teils liebevoll, teils augenzwinkernd.


Die "Göttin" – die Citroën DS

Als die Citroën DS 1955 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt wurde, sorgte sie für Aufsehen. Ihr futuristisches Design, die hydropneumatische Federung und ihre technischen Innovationen machten sie zu einem der fortschrittlichsten Serienfahrzeuge ihrer Zeit.


Warum der Spitzname „Göttin“?

Der französische Modellname „DS“ wird im Französischen wie „Déesse“ ausgesprochen – was schlicht „Göttin“ bedeutet. Dieser Zufall in der Lautsprache passte perfekt zum Auftritt des Fahrzeugs: elegant und überlegen. Die DS schien damals tatsächlich wie ein Auto aus einer anderen Welt.

In Deutschland übernahmen Fachpresse und DS-Liebhaber den Spitznamen dankbar. Die Bezeichnung „Göttin“ blieb nicht nur hängen – sie wurde zum festen Bestandteil der automobilen Erinnerungskultur.

 

Drei ungewöhnliche Oldtimer nebeneinander in einer Halle, mittig ein gelb-schwarz gestreifter Citroën 2CV mit zahlreichen Unterschriften auf der Karosserie.
Die "Ente" - der Citroen 2CV

Die "Ente" – der Citroën 2CV

Kaum ein Fahrzeug ist in Europa so ikonisch wie die „Ente“. Der Citroën 2CV, ab 1949 gebaut und ursprünglich für die französische Landbevölkerung entwickelt, war ein echtes Volksauto: günstig und spartanisch ausgestattet, aber mit einem unverwechselbaren Design. „2CV“ steht für „Deux Chevaux“, oder kurz „Deuche“, also „zwei Pferdestärken“ – wobei sich das auf eine französische Steuerklasse bezog.


Warum der Spitzname „Ente“?

In Deutschland kam schnell der Spitzname „Ente“ auf. Vermutlich wegen der Form: runde Kotflügel, weicher Aufbau, watschelnde Federung. Manche meinten auch, sie „watschelt“ wie eine Ente über die Straße. Doch watscheln sollte sie von Ursprung her nicht zu sehr, denn eigentlich wurde der 2CV für die Landbevölkerung Frankreichs produziert, mit der Anforderung, dass er einen Korb Eier über ein Feld transportieren kann, ohne dass ein einziges Ei bricht.


Der "Leukoplastbomber" - der Lloyd LP 300 (später auch LP 400)

In der frühen Nachkriegszeit war der Wunsch nach individueller Mobilität groß – doch das Geld war knapp. Der Lloyd LP 300, gebaut ab 1950 von den Norddeutschen Lloyd-Werken in Bremen, traf den Nerv der Zeit: klein, einfach und erschwinglich.


Warum der Spitzname „Leukoplastbomber“?

Der LP 300 hatte zu Beginn keine Karosserie aus Stahl, sondern aus Sperrholz mit Kunstlederüberzug. Dieses Material war günstig, aber empfindlich. Kleine Risse oder Schäden an der Außenhaut wurden häufig notdürftig mit Pflaster oder Gewebeband repariert. Im Idealfall mit einem beigefarbenem Heftpflaster aus der Hausapotheke - dem Leukoplast. So soll der spöttisch-liebevolle Spitzname „Leukoplastbomber“ entstanden sein. „Bomber“ verweist dabei auf die damalige Umgangssprache für einfache, kleine Fahrzeuge – ähnlich wie bei „Brot-und-Butter-Auto“.


Was Spitznamen über uns erzählen

Spitznamen sind selten offiziell, sie entstehen eher in der Alltagssprache, ohne dass ein Automobilhersteller sie beeinflusst hätte. Sie drücken aus, was wir mit einem Fahrzeug verbinden, oft treffender als jeder Werbetext. Sie drücken aus, was wir mit einem Fahrzeug verbinden. Sie sind ein Teil der Populärkultur, genau wie Liedtexte, Fernsehserien oder Kindheitserinnerungen.

Im PS.SPEICHER in Einbeck begegnen Besucherinnen und Besucher zahlreichen Fahrzeugen mit genau solchen Spitznamen. Wer genauer hinsieht, entdeckt: Hinter jedem Spitznamen steckt eine Geschichte – und oft ein kleines Stück Gesellschaftsgeschichte. Denn wie Menschen über Autos sprechen, zeigt auch, wie sie leben, denken und fahren.

 

Noch mehr entdecken im PS.SPEICHER

Ob „Ente“, „Leukoplastbomber“ oder andere liebevoll vergebene Spitznamen – im PS.SPEICHER in Einbeck warten viele weitere Fahrzeuge mit spannenden Geschichten darauf, entdeckt zu werden.


Die Erlebnisausstellung nimmt dich mit auf eine Reise durch 130 Jahre Mobilitätsgeschichte – multimedial, interaktiv und überraschend. Und auch in unseren Sammlungen Automobil, Motorrad, Kleinwagen oder LKW & Bus gibt es außergewöhnliche Fahrzeuge mit besonderen Spitznamen, Konstruktionen und Konzepten zu sehen.


 

 
 
 

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