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Helges Senf zur Benelli 750 – was der Klassiker heute noch kann

Aktualisiert: vor 7 Tagen

Ab sofort startet jede Vorstellung des Objekts des Monats mit einem persönlichen Kommentar von Helge Thomsen – bekannt als Motorjournalist, Oldtimer-Experte und TV-Gesicht. Mit seinem fundierten Wissen und einer klaren Meinung liefert er künftig den ersten Blick auf ausgewählte Exponate im PS.SPEICHER.

Detailaufnahme einer roten Benelli 750 Sei mit Sechszylindermotor in einer Ausstellungshalle des PS.SPEICHER. Gut sichtbar sind die sechs verchromten Auspuffrohre, der schwarze Motorblock und das klassische Design der 1970er-Jahre.

„Helges Senf“ Sechszylinder sticht!

Helge Thomsen in einem hell gelben Fahrzeug

Als ich 1986, Führerschein Klasse 1 druckfrisch in der Tasche, ein Motorrad-Quartettspiel in die Finger bekam, hatte ich gute Karten. Der Superstich kam aus Italien, nannte sich „750 Sei“ und war das erste serienmäßig produzierte Motorrad mit einem Sechszylinder. Aus exakt 747 Kubikzentimeter Hubraum mobilisierte die Benelli satte 68 PS, gut für abenteuerliche 180 km/h. Die Kraft und der sensationelle Klang aus den 6 Auspuffrohren hat mich seitdem immer begeistert, in Fernost wurde man damals allerdings ziemlich nervös. Ein paar Jahre später antworteten die Japaner mit Honda CBX und Kawasaki Z 1300. Großartige Bikes, aber neben einer Benelli 750 mit ihrer Eleganz und ihrem Sound wirkten die CBX und die Z trotz mehr Leistung und Hubraum wie prollige Schwergewichte aus der Biker-Provinz.

Die Benelli 750 in der Sammlung Motorrad

Manche Fahrzeuge sind mehr als nur Fortbewegungsmittel. Sie stehen sinnbildlich für eine Epoche, für technische Wagnisse und für den Mut zur Innovation. Die Benelli 750 gehört genau in diese Kategorie. Als sie 1974 auf den Markt kam, war sie das erste in Serie gebaute Motorrad mit einem Reihen-Sechszylinder-Motor – eine Premiere, die Aufmerksamkeit auf sich zog und der italienischen Traditionsmarke Benelli internationalen Respekt einbrachte.

Im Juli steht dieses außergewöhnliche Motorrad als Objekt des Monats im Eingangsbereich der Sammlung Motorrad. Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit, die Benelli 750 in dieser Sammlung aus nächster Nähe zu erleben.


Ein Blick zurück: die 1970er und der Aufbruch zur Moderne

Detailaufnahme einer roten Benelli 750 Sei mit Sechszylindermotor in einer Ausstellungshalle des PS.SPEICHER. Gut sichtbar sind die sechs verchromten Auspuffrohre, der schwarze Motorblock und das klassische Design der 1970er-Jahre.

Die 1970er-Jahre waren ein Jahrzehnt des Umbruchs in der Motorradbranche. Hersteller aus Europa gerieten zunehmend unter Druck durch die technisch stark aufgestellte Konkurrenz aus Japan. Marken wie Honda, Yamaha, Kawasaki oder Suzuki setzten Maßstäbe in Sachen Leistung, Zuverlässigkeit und Serienfertigung. Europäische Produzenten mussten reagieren – mit neuen Ideen, radikalen Konzepten und mutigen Entscheidungen.

Benelli entschloss sich in dieser Phase, ein Motorrad zu entwickeln, das nicht nur mithalten, sondern ein echtes Statement setzen sollte: die 750 Sei – das erste serienmäßig produzierte Motorrad mit Sechszylindermotor.


Technisches Profil: Sechszylinder-Motor im Mittelformat

Die Benelli 750 wurde von einem luftgekühlten Reihen-Sechszylindermotor mit 747 cm³ Hubraum angetrieben. Die Leistung lag bei rund 76 PS, was für damalige Verhältnisse mehr als beachtlich war – insbesondere bei einem Motorrad mit vergleichsweise moderatem Hubraum. Die Kraft wurde über ein Fünfganggetriebe auf das Hinterrad übertragen. Eine Besonderheit war der Motor selbst: kompakt gebaut, dennoch laufruhig, und mit einem ganz eigenen Klangbild, das Kennerinnen und Kenner schnell erkannten.

Der Motor war quer eingebaut, mit den Auspuffrohren in zwei Dreiergruppen – drei links, drei rechts. Dieses Design sorgte nicht nur für einen besonderen Sound, sondern auch für eine ausbalancierte Optik. Die Benelli 750 war kein zurückhaltendes Motorrad. Sie fiel auf – technisch wie ästhetisch.


Detailaufnahme einer roten Benelli 750 Sei mit Sechszylindermotor in einer Ausstellungshalle des PS.SPEICHER. Gut sichtbar sind die sechs verchromten Auspuffrohre, der schwarze Motorblock und das klassische Design der 1970er-Jahre.

Fahrverhalten und Alltagstauglichkeit

Auf der Straße zeigte die Benelli 750, dass sie nicht nur zum Anschauen gebaut wurde. Die Sechszylinder-Maschine lief ruhig und drehfreudig, die Kraftentfaltung war linear. Das Fahrwerk war komfortabel abgestimmt, wenn auch nicht sportlich hart – ideal für längere Touren. Die Bremsen galten als solide, auch wenn die Technik in diesem Bereich damals nicht mit heutigen Maßstäben mithalten konnte.

Besonders geschätzt wurde die Fahrkultur: keine Vibrationen, ein satter Sound, ein weiches Ansprechverhalten – Merkmale, die auch heute noch viele Motorradfans begeistern. Für viele war die Benelli 750 weniger ein Sportgerät als vielmehr ein Tourer mit Charakter.


Heute ein begehrtes Sammlerstück

Aufgrund ihrer geringen Stückzahl – insgesamt wurden nur etwa 3.200 Einheiten der 750er gebaut – zählt sie heute zu den gesuchten Klassikern. Die meisten Exemplare sind gut erhalten, was für die Qualität der Verarbeitung spricht. Viele Besitzerinnen und Besitzer pflegen ihre Maschinen mit großem Aufwand, was die Szene um die 750 zu einer aktiven und leidenschaftlichen Gemeinschaft macht.

Wer heute eine Benelli 750 fährt, tut dies aus Überzeugung – und mit einem tiefen Verständnis für Technik, Geschichte und Design. Die Ersatzteilversorgung ist – dank spezialisierter Anbieter – machbar, auch wenn Geduld gefragt ist. Dafür fährt man ein Motorrad, das aus der Masse heraussticht.


Ein Besuch in der Sammlung Motorrad lohnt sich

Wer die Benelli 750 nicht nur digital erleben möchte, hat im Juli die Gelegenheit, das Original im PS.SPEICHER zu entdecken. Als Objekt des Monats wird sie besonders hervorgehoben – eingebettet in die vielfältige Motorradsammlung des Museums.

Dort lässt sich nachvollziehen, wie sich das Motorrad seit seinen Anfängen entwickelt hat: von dampfbetriebenen Vorläufern bis hin zu elektrisch betriebenen Zweirädern. Die Ausstellung zeigt Motorräder aus unterschiedlichen Ländern, Epochen und technischen Konzepten. Darunter sind auch weitere italienische Marken wie Moto Guzzi oder Ducati vertreten, ebenso wie deutsche, britische oder japanische Fahrzeuge.

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Fazit:

Die Benelli 750 als Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation

Mit der 750 Sei hat Benelli ein Motorrad geschaffen, das nicht nur technisch spannend ist, sondern auch emotional berührt. Sie zeigt, wie viel Mut, Können und Vision in der Motorradentwicklung der 1970er-Jahre steckten – gerade in einem Land, das für Stil, Handwerk und Ingenieurskunst bekannt ist.

Die Benelli 750 ist kein lautes Motorrad, kein aggressiver Straßenfeger. Sie ist vielmehr ein Statement auf zwei Rädern – für ein selbstbewusstes, technisch raffiniertes und zugleich stilvolles Fahrerlebnis.

Wer sich für Technikgeschichte interessiert, kommt an dieser Maschine nicht vorbei. Und wer sie mit eigenen Augen sehen will, sollte im Juli einen Besuch im PS.SPEICHER einplanen.


🛵 Weitere Informationen zum Objekt des Monats:👉 Zum letzten Objekt des Monats



 *Eure Meinung ist uns wichtig! Wir geben unser Bestes, um unsere Blogartikel informativ und korrekt zu gestalten. Unser Fokus liegt eindeutig und ausschließlich auf dem jeweiligen Fahrzeug. Wir möchten betonen, dass die Ausstellung im PS.SPEICHER differenziert informiert und weitere Aspekte thematisiert. Diese Umfänglichkeit greifen wir in unseren Artikel nicht auf. Falls ihr zugleich noch Ergänzungen, Fakten oder Korrekturen habt, lasst es uns gerne wissen. Gemeinsam können wir die Inhalte erweitern und verbessern. Erreichen könnt ihr uns unter: marketing@ps-speicher.de



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